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39 Sekunden vor Spielende trifft Jan Bürki nach einem Konter zum 4:3 und besiegelt damit das Aus von Champions-Cup-Titelverteidiger Tatran Stresovice. Der SVWE verdient sich den Halbfinaleinzug in Prag mit einer beherzten Leistung auf internationalem Niveau in einer in den zweiten 30 Minuten packenden Partie.

Was für eine Schlussphase in diesem Viertelfinalduell. Erst musste der SVWE eine Unterzahl (sehr harte Strafe gegen Persici) überstehen und tat dies nicht zuletzt dank Goalie Flury. Dies verlieh dem Team Zuversicht und sorgte  danken einem Energieanfall Sikoras und dem technisch feinen Abschluss Siegenthalers für die 3:2-Führung für den SVWE nach 53 Minuten. Doch Tatran kommt erst mit einem Pfostenschuss (55.)  fast und dann nach einem Bogenlauf von Majer (er schüttelt Salo etwas gar leicht ab) doch noch zum 3:3-Ausgleich (56.). Das Spiel wogt hin und her, und als Louis 150 Sekunden vor Ende nur den Pfosten trifft, deutet alles auf eine Verlängerung hin. Doch die letzte Spielminute stellt alles auf den Kopf. Das Heimteam will schon das 4:3 bejubeln, doch ein Monsterblock Salos (macht damit seinen Fehler beim 3:3 wieder wett) verhindert diesen und den Konter über den wirbligen Persici verwertet Bürki souverän zum entscheidenden Tor (59.21). Kurz danach kann der Schweizer Rekordmeister den Sieg über den tschechischen Rekordmeister bejubeln und damit den Einzug in den Champions-Cup-Halbfinal. Eine grossartige Leistung und die süsse Revanche für das Vorjahr, als man an gleicher Stätte noch mit 3:4 in der overtime unterlegen war. Dreimal hatten sich Tatran und Wiler-Ersigen in den letzten 10 Monaten duelliert, dreimal hatte es nach 60 Minuten Remis gestanden. Erstmals überhaupt gewann also eines der beiden Teams nach Ablauf der regulären Spielzeit. Enger können zwei Teams leistungsmässig kaum beieinander liegen.

Diesmal kein Fehlstart
Vor knapp einem Jahr missglückte der Start ins Rückspiel dem SVWE komplett. Früh lag man 0:2 zurück, musste bös unten durch, konnte sich kaum aus dem tschechischen Druck befreien und musste sich mühsam ins Spiel reinbeissen. Diesmal war der SVWE von Beginn weg präsent, liess in der Defensive kaum etwas anbrennen, konnte mit der Siegenthaler-Linie vor allem die Benes-Formation neutralisieren. Und vorne hatte der Gast von Beginn weg die besseren Chancen. Der 1:0-Führungstreffer durch Captain Louis nach einer schönen Direktkombination war deshalb durchaus verdient, zumal Döbeli (er fiel kurz darauf ohne gegnerische Einwirkung mit einer Bänderverletzung aus), Thöni und Siegenthaler noch vor Abschluss des Startdrittels allein vor Jurco scheiterten und eine höhere Führung verpassten. SVWE-Goalie Yanick Flury musste dagegen nur ein paar Schüsse aus der Halbdistanz parieren, zeigte aber ein gutes Stellungsspiel und blieb ohne Gegentor, weil seine Vorderleute sehr solidarisch die gefährliche Zone vor dem Tor abschirmten.

Doppelschlag nach Undiszipliniertheit
Der gameplan des SVWE war also voll aufgegangen und die Gastgeber wirkten deshalb auch schon eine bisschen frustriert und versuchten sich mit Provokation. Diese hatten dann leider auch Erfolg. Thöni liess sich zu einem dummen Foul nach Freistosspfiff für Wiler vor der Tatran-Bank hinreissen und sein Team zahlte einen hohen Preis. Zwar agierte man im Boxplay lange äusserst geschickt, doch ausgerechnet kurz vor Ablauf der Strafe traf Hanak doch noch zum 1:1, ausgerechnet er, der als grösster Provokateur auffiel. Und nur 18 Sekunden später lag der Ball erneut im SVWE-Gehäuse, als sich die Gäste mit einem Pass beinahe übers ganze Spielfeld übertölpeln liessen und Sadlo vergessen ging. So war der gute Auftritt Wilers bis zu diesem Zeitpunkt quasi wertlos geworden und führte Tatran irgendwie aus dem Nichts mit 2:1. (24). Dieser Rückstand hatte so etwas wie eine Schockwirkung, der SVWE brachte nun minutenlang nichts mehr zustande und musste beim Lattenschuss Kreysas das Glück beanspruchen (30.). Doch allmählich fingen sich die Gäste wieder und spätestens mit dem Pfostenschuss von Vogt (32.) meldete sich auch der SVWE wieder zurück. Man überstand dann auch eine weitere Unterzahl und das Beste kam kurz vor Schluss. Pulkkinen bediente seinen extrem stark aufspielenden Verteidiger-Kollegen Tambini, der sich im hohen Slot gut anbot und nur zwei Sekunden (!) vor Drittelsende das psychologisch extrem wichtige 2:2 erzielte. Die Fortsetzung ist bekannt und so kehrt der Rekordmeister mit einem positiven Erlebnis aus Prag zurück, das hoffentlich für die Fortsetzung der nationalen Bewerbe einen Schub verleiht. Bereits am Sonntag steht die Cuppartie bei 1. Ligist Zuger Highlands an, in einer Woche dann das erste Meisterschaftsheimspiel gegen GC.

Tatran Stresovice – Wiler-Ersigen 3:4 (1:1, 1:1, 1:2)
Sportzentrum Repy Prag. 527 Zuschauer. SR Drapal /Pospisil
Tore: 6. Louis (Persici) 0:1, 24. Hanak (Powerplay) 1:1, 25. Sadlo 2:1, 40. (39.58) Tambini (Pulkkinen) 2:2, 53. Siegenthaler (Sikora) 2:3, 57. Mayer 3:3, 60. (59.21) Bürki (Persici) 3:4.
SVWE mit Flury im Tor, ohne Känzig und Ziehli (beide verletzt).

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