1. Matthias Hofbauer – es kann nur einen geben
Es bedarf nicht der vielen Worte, um die Wichtigkeit von Matthias Hofbauer für den SV Wiler-Ersigen, ja sogar fürs Schweizer Unihockey zu umschreiben.
Kein anderer Spieler hatte auf unsere Sportart und vor allem den SVWE so viel Einfluss wie «Mätthu». Er war und ist vielleicht immer noch der einzige Schweizer Unihockeyspieler, der über den Kreis der Unihockey-Interessierten einen Bekanntheitsgrad erworben hat im Inland, insbesondere aber auch im Ausland. Neben seinen zahlreichen Erfolgen und Rekorden waren es auch Auftritte im Sportpanorama oder Einladungen zum Super-Zehnkampf, vor allem aber seine Persönlichkeit und sein unbändiger Siegeswille, verbunden mit seiner abseits des Feldes bescheidenen Art, welche der SVWE-Ikone zum Legendenstatus verhalf. Wohl eine der besten Würdigungen hat der schillernde Watson-«Eismeister» Klaus Zaugg einst über Matthias Hofbauer verfasst und ihn als Roger Federer des Unihockeys betitelt. Zumindest den gleichen Jahrgang (1981) und die epochale Karriere haben die beiden gemein.
2. Tatu Väänänen – Spieler, Coach, Bessermacher
Man hört es immer wieder in Interviews über bekannte Trainer in allen Sportarten: «Er habe schon als Spieler wie ein Trainer gedacht». Auch beim SVWE gibt es einen solchen Spieler. Er ist aber immer noch aktiv und ist weit mehr als ein Spieler, der wie ein Trainer denkt. Tatu Väänänen ist der Inbegriff eines perfekten Teamspielers. Seine individuelle Klasse macht den Doppelweltmeister allein schon zu einem Superstar in unserem Sport. Doch Tatu ist weit mehr als einer der besten Verteidiger, den es im Unihockey je gab. Väänänen ist auch der perfekte Teamspieler, der alles für den Erfolg und nicht seine Statistik tut. Kein Wunder war er überall Captain, wo er länger verweilte. Väänänen macht aber auch seine Teamkollegen besser, weil er sie auf dem Feld lautstark dirigiert, genau weiss, was der Gegner machen wird. Der Blick eines (künftigen) Trainers eben. Im Innern ist Tatu aber auch ein „Kind“ geblieben, mit viel Schalk und Witz ausgestattet. Dies und die Liebe zum Unihockey lassen ihn auch mit 38 Jahren noch Höchstleistungen vollbringen. Er ist zweifellos die beeindruckendste Persönlichkeit neben Matthias Hofbauer, die je das SVWE-Dress getragen hat (und das schon seit 2011).
3. Adrian Zimmermann – Wille kann Berge versetzen
In einem erfolgreichen Team braucht es die Skorer, die Künstler, die Defensivsoldaten, aber vor allem auch die Leaderfiguren. Eine solche war Adrian Zimmermann. «Zimmi» hatte die Fähigkeit immer dann, wenn sich andere versteckten, noch eine Schippe draufzulegen und Verantwortung zu übernehmen. Er tat dies schon als Jungspund, der in seiner ersten NLA Saison 2003/04 mit dem Tor zum 3:1 im dritten Finalspiel in der Eishalle Zuchwil den Weg zum ersten Titelgewinn ebnete. Später war er immer wieder entscheidender Torschütze in Verlängerungen, oder übernahm Verantwortung im Penaltyschiessen. «Zimmi» schaffte es gar zum WM-Topskorer, obwohl er kein begnadeter Sniper war wie ein Christoph Hofbauer, auch kein blendender Techniker wie ein Roger Gerber oder die Genialität eines Matthias Hofbauers besass. Doch «Zimmi» hatte von etwas mehr als alle anderen, die ich erlebt habe: Eine krasse Winnermentalität, gepaart mit einer Pferdelunge. Er ging jahrelang voran und riss seine Teamkollegen mit.
Ledermedaille – Philipp Fankhauser, einer wie „Zimmi“
Er war quasi die «Blaupause» von Adrian Zimmermann. Beides Bauernsöhne und aus dem gleichen Holz geschnitzt, «Fanks» war einfach die um sechs Jahre jüngere Ausgabe von «Zimmi». Ansonsten besass er die gleichen Vorzüge wie sein Vorgänger als Aggressivleader beim SVWE. Bereits mit 16 Jahren lief Fanki im Playoff-Final 2007 gegen die Tigers an der Seite der Hofbauer-Brüder auf, hatte zuvor noch keine NLA-Einsätze. Er liess fünf weitere Titel in Serie folge. Nach einem Australien-Abstecher (hier ein Bericht in der Lokalzeitung) kehrte Fanks 2014 wieder ins Team zurück und übernahm die Captain-Rolle von Matthias Hofbauer. Zuvor konnte er am gigantischen Festumzug zum eidgenössischen Schwingfest 2013 in Burgdorf seine Fähigkeiten als Traktorfahrer beweisen, ein Spezieller Höhepunkt für jeden SVWE-Spieler, der daran teilnehmen konnte. Wie auch die Teampräsentation im vollen Sponsoren-Zelt der Mobiliar, mit Melanie Oesch als „Vorgruppe“. Aus beruflichen Gründen beendete Fankhauser seine Karriere schon mit 26 Jahren und neun Titeln, sein Nachfolger wird (immer) noch gesucht.
Nächste Folge: Die schönsten Meistertitel
Das war`s
*Nach 26 Jahren bin ich das «Virus» los… endlich. Nein, nicht das Corona-Virus – das Unihocky-Virus, das mich 1995 ebenso unerwartet erwischt hat, wie die Menschheit im Frühjahr 2020 Covid19. Durch Zufall kam ich damals zum SV Wiler-Ersigen, wurde als ehemaliger Schreiberling bei einer Lokalzeitung angefragt, beim Saisonbulletin des Vereins mitzuhelfen. Die Zusage endete mit der Wahl zum Vizepräsidenten, wohlgemerkt in meiner (Ferien)-Abwesenheit. An meiner ersten Vorstandssitzung gab ich den Vorstandskollegen den Rat, den Verein sofort aufzulösen, mangels Finanzen und Perspektiven – oder: ganz neu anzufangen und eine Juniorenabteilung zu formieren. Der Rest ist Geschichte: Ich durfte den Aufstieg eines Dorfclubs zur Nummer 1 in Europa und national zum Rekordmeister begleiten und auch ein wenig mitprägen. In diesem 26 Jahren habe ich unglaublich schöne, aber auch bittere Momente erlebt, faszinierende Personen kennen gelernt und vor allem: ich denke, ich konnte mit meiner ehrenamtlichen Tätigkeit einen Beitrag an die Gesellschaft leisten. Da reicht mir schon eine Zahl: Angefangen mit 0 Junioren, aufgehört mit über 300. Das ist meine Befriedigung, verbunden auch mit dem Dank an alle Funktionäre, die aus gleicher Motivation handeln. Sie sind für unsere Gesellschaft viel wichtiger als all die «unverzichtbaren» Manager, die in ihrer Scheinwelt Jahr für Jahr unanständige Boni abholen (geduldet von der Politik). In einer losen Folge werde ich hier eine Art «best of»-Serie niederschreiben und mich damit aus der Unihockey-Szene verabschieden – Marcel Siegenthaler (Sportchef und Kommunikation SVWE, Juni 1995 bis Juni 2021)