Das Warten auf den 13. Meistertitel hat ein Ende: Im dritten Anlauf holt sich der SVWE gegen Kantonsrivale Floorball Köniz endlich den ersten Superfinal-Sieg und ist damit alleiniger Rekordmeister. Und besonders süss an der Revanche: Sie glückt trotz zweimaligem Rückstand und erst nach Penaltyschiessen. Das Pech der beiden letzten Superfinals kam nun in Form des Penaltyglücks zurück. Ausgerechnet die «Arbeiter» Philipp Affolter (Tor und Assist) und Hollenstein (entscheidender Penalty) sowie der bärenstarke Goalie Yanick Flury bescherten den zahlreich mitgereisten Fans den lang ersehnten 13. Titel und Ikone Tatu Väänänen (39) das perfekte Karrierenende mit dem fünften Titel im 10. SVWE-Jahr. Der Weg dieses Teams um die neue SVWE-Generation indes ist noch nicht zu Ende. Diese Reise hat gerade erst begonnen.
Die neue SVWE-Generation, die nach dem Rücktritt von Matthias Hofbauer 2020 und dem abgeschlossenen Umbruch Ende Saison 2021 übernommen hat, feiert damit ihren ersten grossen Titel. Die Generation um Ziehli, Flury, Sikora, Wyss, Persici, Dudovic, Tambini, Vogt usw. die auf U21-Stufe Titel um Titel hamsterte, kann nun erstmals auf Aktivstufe jubeln. Sogar die goldene Generation der Hofbauers und Gerbers musste erst zwei Finalniederlagen einstecken, ehe die grossem Titeljagd begann. Natürlich ist ein Sieg im Penaltyschiessen immer auch glücklich, doch ein Superfinal beinhaltet dieses Element eben mehr als es eine Playoff-Serie.
Doch Ehre, wem Ehre gebührt. Es gilt hier zuerst ein paar andere Akteure zu würdigen:
Radek Sikora. Als die Vereinsleitung sich Ende Dezember genötigt sah, die Zusammenarbeit mit Erfolgstrainer Thomas Berger aufgrund dem zerrütteten Verhältnis zum Team zu beenden, brach für die tschechische Frohnatur für kurze Zeit eine Welt zusammen. Er hatte extrem Mühe mit der Situation, musste vom Team richtigehend mitgerissen werden. Und dieses Team stand derart in der Pflicht, dass es nicht nur zusammenwuchs, sondern es auch schaffte Sikora wieder neu zu motivieren und angreiffen zu lassen. Zusammen mit seinen ebenfalls neu eingesetzten Assistenten Adi Zimmermann und Beni Keller schafft er es, das Potential des Teams wieder abzurufen. Mit seinem Unihockeysachverstand gab er dem Team auch die richtigen Werkzeuge, die Playoff-Serien gegen WaSa und GC zu überstehen. Was für ein Glück, dass er dem Verein als Assistent erhalten bleibt.
Tatu Väänänen: Was will man zu Tatu Väänänen noch sagen. Er hat den Unihockeysport in den letzten 20 Jahren geprägt, die letzten zehn Jahre auch den SVWE. Kein anderer verdient diesen Titel zum Abgang so sehr, wie der kleine Finne mit dem grossen Unihockeyherzen. In den Playoffs zeigte er noch einmal seine grossartige Klasse, mobilisierte die letzten Reserven und war der dominante Spielmacher wie in seinen besten Jahren. Die Teamkollegen werden ihn auf dem Feld vermissen. Und diese haben ihm ein kleines Abschiedsgeschenk gemacht. Es reichte zum Titel, weil er nicht das zweite Finaltor schoss (denn dann verlor der SVWE beide Male den Final), sondern Deny Känzig (vgl. Matchbericht unten), es reichte auch, obwohl er kurz vor Schluss den Matchball vergab und am Ende auch seinen Penalty. Es brauchte diese Tore nicht. Was für ein Glück, dass er dem Verein als Assistent erhalten bleibt.
Adi Bernasconi: Auf dem Meisterbild ist er zuvorderst, mit der Hand am Pokal. Dem langjährigen Teambetreuer gönnt dies jeder Spieler, denn Adi war mehr als einfach Materialwart. Er war gelegentlich Mitspieler im (warmup-)Training, dabei nicht der schlechteste, er war aber auch Motivator und Antreiber, versprühte immer Energie und Zuversicht, war gefühlt der «sechste» Feldspieler. Schlicht – Adi Bernasconi war so wichtig für dieses Team wie die Trainer, wie die Topskorer oder die Routiniers, er war ein «Schlüsselspieler» ohne je ein Tor geschossen zu haben, oder einen Assist verbucht. Immerhin zu einer 2-Minuten-Strafe hat er es gebracht. Auch Bernasconi hinterlässt eine riesige Lücke.
Der Superfinal-Bericht:
Langes Zittern, oder das Warten, dass Glücksbringer Känzig trifft
Sag mir, ob Deny Känzig im Superfinal trifft und ich sage dir, ob der SVWE gewinnt oder verliert. 2017 und 2019 reihte sich der Wiler Flügel mit dem ausgeprägten Torinstinkt unter die Torschützen und Wiler-Ersigen gewann den Superfinal gegen Alligator Malans, respektive GC Zürich. Im letzten Jahr blieb Känzig trotz einiger guten Chancen ohne Tor und der SVWE unterlag GC mit 1:2. Ein Jahr zuvor bei der Niederlage gegen Köniz fehlte Känzig wegen einem Auslandjahr. In diesem Jahr nun hatte Känzig wiederum die erste Chance der Partie, verpasste aber aus bester Position allein vor Köniz-Goalie Eder das 1:0 (10.). Der so wichtige Führungstreffer wollte nicht fallen, auch nicht eine Zeigerumdrehung später, als Dudovic nur den Pfosten traf und auch nicht kurz vor Spielmitte, als Vogt sich aus bester Position für den Pass entschied, aber den freistehenden Persici zu ungenau anspielte. Eigentlich ein sicheres Tor.
Und so kam es, wie es halt kommen musste: Nur kurze Zeit später bot sich Köniz einer der wenigen Umschaltmomente in einer von beiden Seiten sehr vorsichtig und kontrolliert gespielten Partie (wie nun bereits drei Finals in Folge mit nur 3, 4 und 5 Toren – es geht einfach um zuviel) und der finnische Nativerteidiger Lehkosuo traf am Block von Hollenstein vorbei zur psychologisch wichtigen Führung von Köniz. Dieses fühlte sich nun noch mehr in seiner Komfortzone, sah sich überhaupt nicht genötigt, den funktionierenden gameplan zu ändern und konnte sich auf einen herausragenden Patrick Eder verlassen, der zwar beim 1:1-Ausgleich in der nahen Ecke erwischt wurde, aber mehrmals verhinderte, dass sein Team einmal in Rückstand geriet.
Diesen Treffer erzielte ausgerechnet Philipp Affolter, der Aggressivleader im Team, der unermüdliche Fighter. Nicht einer der designierten Skorer. Er stand symbolhaft dafür, dass der SVWE diesmal nicht als Verlierer vom Platz gehen wollte, auch nicht als er nur kurz nach dem 1:1 wieder in Rückstand geriet. Und es war wieder Affolter, der auch den 2:2-Ausgleich einleitete mit einem perfekten Pass auf… eben Deny Känzig. Und als dieser seinen Treffer erzielt hatte, war eigentlich klar, dass Fortuna bereits entschieden hatte, wer diesen Final gewinnen sollte. Natürlich ist ein Sieg im Penaltyschiessen immer auch glücklich, doch eine Superfinal beinhaltet dieses Element eben mehr als es eine Playoff-Serie. Immerhin kann gesagt werden, dass der SVWE zuvor zwei Superfinals mit nur einem Tor verlor, in denen er nicht die schlechtere Mannschaft war. Somit haben sich Pech und Glück ausgeglichen. Am Ende steht der 13. Meistertitel, der unerwartetste überhaupt in der Vereinsgeschichte. Um so grösser die Freude beim Team und den Fans und die Genugtuung beim Vorstand und der sportlichen Führung, im Dezember den richtigen Entscheid getätigt zu haben.
SV Wiler-Ersigen – Floorball Köniz 3:2 n.P. (0:0, 0:1, 2:1, 0:0)
stimo arena, Kloten. 7329 Zuschauer. SR Bühler/Bühler.
Tore: 31. O. Lehkosuo (S. Jirebeck) 0:1. 41. P. Affolter (D. Känzig) 1:1. 43. S. Jirebeck (S. Bolliger) 1:2. 52. D. Känzig (P. Affolter) 2:2.
Penaltyschiessen: T. Väänänen verschiesst. Y. Ruh trifft 0:1. M. Louis trifft 1:1. T. Aebersold verschiesst. Y. Wyss trifft 2:1. J. Zaugg verschiesst. M. Dudovic verschiesst. S. Jirebeck verschiesst. A. Hollenstein trifft 3:1.
Strafen: keine Strafen. 1mal 2 Minuten gegen Floorball Köniz.